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Leben · Familie

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J. S. Bach mit drei
Söhnen Die Ursprünge der Familie Bach liegen in Ungarn, von wo der Bäcker Vitus (Veit) Bach aufgrund seines lutherischen Glaubens im 16. Jahrhundert nach Thüringen floh. Zu dieser Zeit befand sich dort das Zentrum der protestantischen Reformation. 1517 publizierte Martin Luther seine 95 Thesen in Wittenberg. Vitus Bach ließ sich im thüringischen Dörfchen Wechmar nieder um wieder seinem gelernten Beruf nachzugehen. Nebenbei spielte er auf einer Cister oder Cithrinchen, einem lautenähnlichen Instrument.

Die Liebe zur Musik gab er an seinen Sohn Johannes weiter, der vom Gothaer Stadtmusiker unterrichtet wurde. Letzterer leistete es sich allerdings nicht, mit der Tradition mittelalterlicher Zünfte zu brechen, nach der der Sohn den Beruf des Vaters zu übernehmen hatte - und wurde Bäcker. Wie stark Verwandschaft und ausgeübte Tätigkeit zusammengehören sieht man sogar am Familiennamen Bach. Backen hieß bis in die Lutherzeit hinein bachen.

Den ersten Organisten der Bachschen Familie finden man hingegen in dessen Sohn Johannes Bach, welcher 1635 bereits zum Direktor der Erfurther Stadtmusikanten berufen wurde. Seine beiden Brüder waren ebenfalls Musiker, Christoph Stadt- und Ratsmusiker zunächst in Weimar, dann in Erfurt und schließlich in Arnstadt. Heinrich war Stadtorganist, ebenfalls in Arnstadt. Zu den Pflichten des Stadtmusikers (oder Stadtpfeifers) gehörte es, vom Rathaus aus Warnsignale und sogenannte Turmsonaten zu blasen. Außerdem hatte er bei städischen oder höfischen Festen zu spielen.

Christophs Sohn Johann Ambrosius Bach wurde 1645 in Erfurt geboren. Im Jahr 1671 zog er mit seiner Familie nach Eisenach, wo er Stadt- und Hofmusiker bei Herzog Johann Georg I. eine Anstellung fand. Sein Anstellungsvertrag aus dem gleichen Jahre gibt Auskunft über die Modalitäten seiner Arbeit.

Demnach E. E. Wohl. Rath alhiero nach absterben Christoph Schmids, gewesenen Haußmanns alhiero Seel., bedacht gewesen, wie die ihn erlegte stelle wiederrümb besetzt werden möchte, undt zu dem ende Hn. Johann Ambrosium Bachen von Erffurt beschreiben lassen, der auch heute data nach der Predig in der Music eine Probe erwiesen undt sich dergestalt bezeuget, daß E. E. Wohlw. Rath mit ihm wohl zufrieden seyn können; Alß hat auch derselbe hierauf mit gedachtem H. Bachen folgenden contract beliebt und geschlossen, daß nehmlichen er H. Bach solche vacirende Dienstleistung antreten, undt des nähesten seinen Anzug nehmen soll undt will.
Bey solchen Dienstleistungen nun soll er sich in allem gebührendt erweisen undt nebenst vieren Personen seine aufwartungen verrichten, welche hierinnen bestehen, daß er jeden Tag 2. mahl aufm Rathauß, als mittags ümb 10 uhr, daß abends aber ümb 5 uhr abblasen, undt solches, wie vor diesem, also auch ferner in gewöhnlicher observanz erhalte.
Beym Gottes Dienst hat er alle Festtage undt Sonntage vor undt nach der Predig, vor undt nachmittage beym Gottes Dienst nach anordnung des Herrn Cantoris aufzuwarten.
Dagegen hat er an besoldung jährlich zu empfahen:

- 5 fl. -g 8 Pf. Mwg. Kleidergeld von alters geordnet
- 11 fl. von der uhr zu ziehen, wobey zu merken, daß der Thörner gleich soviel jährlich bekomme.
- hat er den Convent im brauhause wie der vorige, auch zu gewarten.
- Seyndt ihme auf obige Posten 24 fl. Marckwg. aus E. E. Raths intraten jährlichen zu erheben, zugelegt.
- bleiben ihme diejenigen 4. fl. Mwg. so der vorige an Wihfasten gehabt billig.
- hat er gleich dem vorigen seinen Hausstrunk zubrauen.
- verspricht ihm E. E. Rath auf 3. Jahr lang feye Wohnung zu verschaffen, nach welcher Zeit aber es sich selbst umb dieselbe zubewerben, undt Kosten deshalben aufzuwenden hat.
- sollen die bierfiedler künfftig dergestalt an ihn gewiesen seyn, daß er, H. Bach, da dieselben bey begebenheiten vieler Hochzeiten aufwarten sollten, den gewöhnlichen Lohn, sie, die bierfiedler, aber das trinckgeld davon haben sollen, maßen ihm, H. Bachen, E. E. wohlw. Rath hierüber billichen schutz zuleisten, undt es ins künfftig anders nit halten zulassen, zugesagt.

Welches alles also biß zu ausfertigung eines gewissen bestallungsbrieffes genzlichen verglichen und eines weil registrirt worden.

So geschehen Eysenach, den 12. Oktober Ao. 1671

Aus dem letzten Punkt kann man die Rangordnung der Eisenacher Musiker ablesen. Während der Stadtmusiker beim Aufspielen zu Hochzeiten einen festen Lohn bekam, gingen die Trinkgelder an die freien Musiker ohne Anstellungsvertrag, die Bierfiedler.

1668 heiratete er Maria Elisabeth, eine Tocher des Erfurther Ratsherren Valentin Lämmerhirt in der Erfurter Kaufmannskirche. Zwei Jahre danach wurde mit Johann Rudolf Bach der erste Sohn der Familie geboren, der allerdings schon mit sechs Monaten verstarb. Insgesamt hatten Elisabeth und Johann Ambrosius acht Kinder - sechs Söhne und zwei Töchter, von denen die drei Söhne Johann Christoph (1671-1721), Johann Jacob (1682-1722), Johann Sebastian (1685-1750) und die Tochter Marie Salome (1677-1728) die Eltern überlebten.

Die Bachs kamen regelmäßig zu Familientreffen in Erfurt, Eisenach oder Arnstadt zusammen. Da diese Gesellschaft aus Kantoren, Stadtmusikern und Organisten bestand, wurde viel musiziert. Man sang Volkslieder, und improvisierte mehrstimmig mit eigenen Melodien und Texten. Ein solches "Quodlibet" (wie es dir beliebt) genanntes Stück wurde 1932 von der Neuen Bachgesellschaft publiziert:

Ei, wie sieht die Salome so sauer um den Schnabel,
Darum, weil der Pferdeknecht sie kitzelt mit der Gabel.
Ei, wie frisst das Hausgesind so gar viel Käs' und Butter,
Waren sie Kälber gleich wie du, so frassen sie das Futter.
Das muss ein dummer Esel sein,
Der lieber Koffent saiift als Wein
Und in der kalten Stube schwitzt
Und statt des Schiffs im Backtrog sitzt. Punctum.
Wär' ich König in Portugal, was fragt' ich darnach,
Ein andrer möchte kippen mit dem Backtrog im Bach.

Auch wenn es sich dabei um eine Legende handeln sollte, spielt die Musik sicher eine herausragende Rolle im Leben der Familie Bach. Sie ist Unterhaltung und Muse, aber auch vor allem Gehalt und Lohn.

Eine derartige Dynastie von Musikern ist in der Geschichte einmalig. Die Familie Bach dominierte über mehrere Generationen das Musikleben Mitteldeutschlands. Über 70 Nachkommen von Vitus Bach übten den Beruf des Musikers aus. So strahlte der Name Bach weit über den Tod seines wohl bekanntesten und erfolgreichsten Familienmitgliedes Johann Sebastian hinaus. Wilhelm Friedrich Ernst, der Sohn von Johann Christoph Friedrich, gilt als der letzte musikalisch bedeutende Vertreter der Bach-Familie. Er starb 1845 in Berlin.