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Leben · Weimar · 1703

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Bach-Denkmal in Weimar

Weimar ist zweimal Station im Leben von Johann Sebastian Bach. Zum ersten Mal verbringt er 1703, frisch aus Lüneburg zurückgekehrt, ein halbes Jahr in der Residenzstadt. Nach seinem Aufenthalt in Arnstadt und Mühlhausen kehrt der mittlerweile 23jährige von 1708 bis 1717 nach Weimar zurück, um am Hofe von Herzog Wilhelm Ernst zu arbeiten.

1703

Nescio!
(Ich weiß es nicht)

So antwortete Johann Sebastians Sohn Carl Phillip Emanuel am 13. Januar 1775 dem Musikhistoriker Johann Nikolaus Forkel, der an einer Biografie Johann Sebastian Bachs arbeitete. Über die Zeit zwischen Sommer 1702 und Frühjahr 1703 ist schon fünfzehn Jahre nach Johann Sebastian Bachs Tod nichts genaues bekannt. Was unternimmt der fast Achtzehnjährige, nachdem er mit Wissen gesättigt, in seine Heimat zurückkehrt? Vermutlich Arbeit suchen, beispielsweise eine Stelle als Organist oder als Musikant an einem der adeligen Höfe.

Violine Signum Verbürgt ist seine vergebliche Bewerbung auf eine Organistenstelle in Sangerhausen. Am 3. Juli 1702 stirbt der bisherige Organist der St.-Jacobi-Kirche Gottfried Christoph Gräffenhayn. Sehr wahrscheinlich erreicht Bach diese Nachricht schon in Lüneburg - dies würde seinen Weggang mitten im Schuljahr erklären. Er wird zum Probespiel geladen und hinterlässt einen glänzenden Eindruck. Gegen den Willen der Gemeinde setzt Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels jedoch mit Johann Augustin Kobelius ein Mitglied seiner Hofkapelle durch. Bach hat das Nachsehen.

Die erste Stelle

Seine erste Arbeitsstelle tritt er schließlich im März 1703 am Hofe des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar an. Als Musiklakai spielt er im kleinen herzoglichen Kammerorchester, vermutlich Geige oder Bratsche, und darf außerdem den gealterten Hoforganisten Johann Effler - einen Freund der Familie - vertreten. Auf diese Weise hat er Gelegenheit sein Orgelspiel weiter zu trainieren. Seine Gehaltsliste nennt einen Lohn von 27 Gulden und 9 Groschen im Jahr, ein Durchschnittsgehalt für eine derartige Stelle, vergleichbar mit dem Einkommen eines herrschaftlichen Dieners. Der Lebensunterhalt des Alleinstehenden Johann Sebastian ist gesichert.

Weimar Die Stadt Weimar wird von einer Doppelspitze regiert. Herzog Wilhelm Ernst und sein jüngerer Bruder Johann Ernst sind formal gleichberechtigt und teilen sich die Geschäfte. Allerdings hat jeder Bruder einen eigenen Hof, eigene Bedienstete und ein eigenes Orchester. Herzog Johann Ernst ist ein Musikliebhaber. Seine beiden Söhne Ernst August und besonders Johann Ernst sind ebenfalls musikalisch begabt. Während in Lüneburg und Hamburg der französische Musikstil beliebt sind, orientiert sich der Hof in Weimar an italienischen Künstlern. Johann Sebastian Bach spielt Werke von Corelli, Tartini und Antonio Vivaldi.

Im Juli 1703 wird er ins 40 Kilometer südwestlich gelegene Städchen Arnstadt zur Abnahme der gerade fertiggestellten Orgel in die Neue Kirche eingeladen. Das Ratsprotokoll weist Bach als Fürstlich Sächsischen Hoforganisten aus und vermerkt einen Lohn von 4 Talern - weniger, als dem Orgelbauer für die Abnahme zusteht.

Die Orgel der Neuen Kirche in Arnstadt:
Hauptwerk Brustwerk Pedal
Principal 8' Principal 4' Principal Bass 8'
Viol Di Gamb 8' Stillgedackt 8' Sub Bass 16'
Quinta Dena 16' Spielpfeife 4' Posaunen Bass 16'
Grobgedackt 8' Quinte 3' Cornet Bass 2'
Quinta 6' Sesquialtera 2fach
Octava 4' Nachthorn 4'
Mixtur 4fach Mixtur 3fach
Gemshorn 8'
Cymbel 2fach
Trompet 8'

Obwohl Johann Sebastian Bach noch sehr jung ist - für einen Orgelgutachter ungewöhnlich jung - ist er nach Meinung vieler Zeitgenossen bereits mit 18 Jahren einer der größten Experten dieses Instruments überhaupt. Außerdem wird seine Verwandschaft mit Martin Feldhaus, dem Arnstädter Bürgermeister und Verantwortlichen für den Bau der Orgel, eine wichtige Rolle gespielt haben, ihm diese Aufgabe anzuvertrauen. Johann Sebastian Bach führt die Prüfung mit perfektionistischem Eifer durch. Er tritt selbstbewußt auf und erspart dem Orgelbauer Johann Friedrich Wender nichts.

Doch nicht nur sein Gutachten ist tadellos, auch sein Orgelspiel entzückt die Arnstädter. Die Ratsherren sind derart begeistert, dass sie Johann Sebastian Bach direkt, ohne die Stelle auszuschreiben oder andere Musiker vorspielen zu lassen, eine Stelle als Organist anbieten.

Man kann vermuten, dass Bach schon vorher - während des Baus der Orgel - Kontakt nach Arnstadt hielt. Oft wird sogar behauptet, dass er die Arbeit in Weimar nur annahm, um auf "seine" Stelle in Arnstadt zu warten. Ob Bach auf diese Position schon lange hinarbeitete oder er sich spontan für das Organistenamt in Arnstadt entschied, ist nicht überliefert.

Windrose Organist in der Neuen Kirche
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